Sagrotan's Desinfizierte Zone

Positives, Negatives, Durchgeknalltes, politisches, Gedanken zur "Generation Doof", verallgemeinernd, spezialisiertes, Simplicissimus, Verklausulaticus, kurz: Alles, was dem guten Sagrotan so durch die Denkmasse geistert und durch Zufall (oder auch nicht) den Weg in die Finger findet.

Web 2.0 – oder: verlinkt bis ultimo…

Ich bin da vor einiger Zeit über eine Begrifflichkeit gestoßen, die mich im ersten Moment doch etwas verwirrt hat: Web 2.0 Bei weitem keine verbesserte Form des Internets, nein, eher ein neues Verständnis und die damit einhergehenden neuen Arten, es zu benutzen: Im Idealfall soll es ja nun so aussehen – wenn ich das Konzept jetzt richtig verstanden habe – dass der User 2.0 sich an seinen Rechner setzt, direkt, also wie offline, auf seine eigenen Onlineinhalte und die seiner "Freunde" zugreift und in einer riesigen "community" seine Interessen, Vorlieben, Meinungen, Erlebnisse etc. etc. kund tut. Damit interagieren wunderbar alle Menschenfriedlich miteinander und das www füllt sich noch leichter mit noch mehr belanglosem Kram, der niemanden Klüger, aber die "community" dümmer werden lässt.

Am ende hat der User 2.0 soviel mit oben genannten Tätigkeiten zu tun, dass er bald gar keine Freunde mehr hat und seine "Contact List" zu einem abstrakten Indikator für seine Beliebtheit wird, der nichts mehr mit dem "Real Life 1.0" zu tun hat.

Diese "Tags" verstehe im am allerwenigsten… sie sollen dazu dienen, dass der User sich schneller zurecht findet, sozusagen eine statische Suchlandschaft in Form einer Mindmap durch gemeinschaftliches indizieren von Inhalten aller Art. Dabei bleibt allerdings eine Bewertung und eine Relativierung besagter Inhalte völlig außen vor, soll heißen: Wie schon prophezeit, wird die Menge der Information immer größer, die Qualität der Information nimmt dabei stetig ab.

Ich will nicht sagen, dass alles schlecht an dieser ganzen Entwicklung ist, bin ja selbst fasziniert davon, wenigstens von diesem Open-Source-Feeling, dass man dabei hat, sonst wü+rde ich das hier ja nicht schreiben und schon gar nicht dort, wo ich es tue, aber man sollte dabei eine kritische Haltung bewahren. Denn: Durch diese ganzen neuen "Selbstdarstellungs-Foren" (was ja dem Menschen im Allgemeinen auch schmeicheln tut) und dem Austausch von persönlichen Informationen unter freunden und zum zwecke des Findens selbiger ist auch wieder ein weiterer Schritt Richtung gläserner Internet-User getan. Wem kann man denn heute noch erzählen, dass die Infos wirklich nuuuur zum persönlichen Austausch gedacht sind. Ganz besonders dieses so genannte "social bookmarking" lässt doch wunderbar allen Raum zum Ausspionieren des Surfverhaltens eines jeden Einzelnen.

Auch muss ich feststellen, dass immer mehr mit Begriffen wie "Freunde finden", "Community" "persönlich" und "untereinander" geworben wird, das ist meiner Meinung nach nicht nur Verlogen ist(was ja totaaal neu ist, sonst sagt die Werbung ja nur die Wahrheit^^), sondern –viel schlimmer – impliziert, dass man da doch tatsächlich echte Freunde finden kann und in einer Gesellschaft der zunehmenden Vereinsamung kommt mir das vor, wie eine Dating-Hotline für die Bedürfnisse von jedem. Und die Leute fallen drauf rein, wie immer, denn sonst gäbe es ja diese Werbungen nicht usw.

Tja, da wird einem ganz schwindelig, und wenn man dann noch über das Web 3.0 nachdenkt, wird einem ganz anders. Neulich sah ich da eine kleine Zukunftsvision im TV, im Jahre 2015 sind alle Produkte (!), die der Konsument kauft, von der Butter bis zum Sneaker, mit RFID-Transpondern versehen und kommunizieren untereinander und mit Geräten. Web 3.0 sieht dann so aus:

User A kommt von der Arbeit nach Hause, konfiguriert kurz seine Schuhe, damit nur die gewünschten Infos an seine Freunde in der Community weitergegeben werden, hält dann einen kurzen Plausch mit seinem Kühlschrank über den bereits –vom kühlschrank- erledigten Einkauf, lässt sich aus einer Best-Of Liste von seiner mikrowelle ein essen zubereiten, setzt sich auf seine Couch, die sofort die von den Besuchern seiner HP gewählte Position im Raum einnimmt und lässt den Abend lässig auf sich zukommen, indem er sich den Lieblingsaktivitäten hingibt, die er in seinem Webprofil eingegeben hat: Internet, Bloggen, Chatten etc.

Gute Nacht, dann doch lieber Web 1.1, aber Open-Source, und immer schön Wiki bleiben…


Euer Sagrotan


Links zum Thema:

sciencegarden-Artikel (*****)

Chaosradio: Folge 89 - Social Software (**** - Radio des CCC)

"Humanisierung d. Netzes) (**** -Artikel a.d. "ZEIT, 25.08.2005, alt, aber gut)


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Individualistisch-sozio-anarchistischer Freidenker (soweit wie möglich, denke ich zumindest), pilarius linguae, Semantiker, Schüler in vielen Dingen (lerne jeden Tag etwas dazu).

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